Duolingo: Süchtig nach Fremdsprachen

Wie man mit Gamification die beste App fürs Sprachenlernen baut.

Die App Duolingo bringt Sprachenlernen auf das Smartphone und macht daraus ein Spiel: 88 Millionen Menschen weltweit öffnen die App mindestens 1x im Monat.

Wer eine neue Fremdsprache lernen will, geht traditionell in einen Sprachkurs in der Schule oder auf der Volkshochschule. Wirklich erfolgreich wird das ganze aber nur, wenn man über längere Zeit dabeibleibt. Gar nicht so leicht, die Zeit dafür in den hektischen Alltag zu integrieren. 

Damit eine Sprachlernapp wie Duolingo funktioniert, sind 3 kritische Dinge erforderlich:

1. Genügend Leute davon überzeugen, dass Sprachen auch über eine App gelernt werden können: Dabei holt Duolingo nicht nur Menschen in die App, die sonst einen Kurs in einer Klasse besuchen: 80% der neuen User haben zuvor gerade keine neue Fremdsprache gelernt.

2. Die Lektionen so verpacken, damit sie in den Alltag passen: Die einzelnen Lerneinheiten können innerhalb weniger Minuten absolviert werden. Beim Warten auf den Bus oder schnell nach der Mittagspause – es muss keine Extrastunde Freizeit freigeschaufelt werden. 

3. Das App-Erlebnis so gestalten, dass man über einen längeren Zeitraum die App regelmäßig immer wieder öffnet: Dafür hat Duolingo die besten Features aus Handyspielen aufs Fremdsprachenlernen adaptiert.

Bild: Unternehmensblog.

Gamification: Das Candy Crush des Fremdsprachenlernens

Lektionen wie Levels in Computerspielen: Um die Sprachkenntnisse zu verbessern, müssen die Lektionen der Reihe nach freigeschalten werden. Die Lektionen werden schrittweise schwerer und Duolingo zeigt dir diesen Fortschritt an prominenter Stelle an.  

Bild: Unternehmensblog.

Leaderboards: Wer mehr lernt, steigt in den Rankings auf. Die fleißigsten Streber sichern sich die besten Plätze in eigenen Ligen. Das fördert den (freundlichen) Wettkampf und bringt die Rivalität aus Schulklassen in die App.

Streaks: Jeder aufeinanderfolgende Tag mit absolvierter Lerneinheit wird gespeichert und prominent angezeigt. Das steigert die Motivation, die Strähne unter keinen Umständen zu unterbrechen, und jeden Tag in die App zurückzukehren. 

Bild: Unternehmensblog.

Das Geniale dabei: mit jedem zusätzlichen Tag in der App wird es dem User noch wichtiger, die Duolingo-Strähne aufrechtzuerhalten. Die 2-Tages-Strähne verhauen ist nicht so schlimm – aber wer will schon einen 100-Tage-Rekord unterbrechen?

Das gleiche Prinzip macht sich zB auch das berühmte Worträtsel Wordle zunutze.

Rewards: Für abgeschlossene Lektionen und erreichte Meilensteine gibt’s Belohnungen in der eigenen virtuellen Duolingo-Währung ("Gems"). Die können Nutzer in der App ausgeben: zB um ihren Streak für einen Tag einzufrieren.

Push-Benachrichtigungen: Keine Sorge, falls du deine tägliche Lerneinheit mal vergessen solltest: das Duolingo-Maskottchen "Duo" sorgt mit einer scharfen Erinnerung dafür, dass du die Einheit schleunigst nachholst.

Bild: Unternehmensblog.

Und wie verdient Duolingo damit Geld?

Duolingos Mission ist nobel: so viele Menschen wie möglich auf der ganzen Welt mit kostenloser Sprachbildung versorgen. Daher kann auch jeder die App runterladen und kostenlos verwenden.

Um Geld zu verdienen, setzt Duolingo auf ein Freemium-Modell: 

Premiumabo: Alle Funktionen sind kostenlos, doch dafür wird am Ende jeder Lektion eine Werbeeinschaltung eingeblendet. Um die Werbung auszublenden, können User ein Premium-Abo abschließen.

Und das machen ziemlich viele Leute: Von den 88 Millionen monatlichen Nutzern kaufen im vergangenen Jahr 6,6 Millionen Menschen ein Premiumabo. Duolingo setzt damit über 400 Millionen Dollar um (76% vom Gesamtumsatz).

Werbeeinschaltungen sorgen für ca. 50 Millionen Dollar Umsatz (9%).

Zusätzlich hat das Unternehmen den "Duolingo English Test" ins Leben gerufen. Dieser Test gilt als Englischnachweis für Uni-Bewerbungen oder Jobs. Anstatt wie beim TOEFL-Test für mehrere hundert Euro in ein Testzentrum pilgern zu müssen, kann der Duolingo English Test innerhalb 1 Stunde online absolviert werden. Er wird bei über 5.000 Unis akzeptiert – u.a. bei renommierten Ivy League Institutionen wie Yale oder der Columbia University. Kostet nur 59 Dollar und sorgt für 41 Millionen Dollar Umsatz (8%).

In-App Käufe: Zusatzfeatures können auch gekauft werden, damit werden über 35 Millionen Dollar umgesetzt (7%). 

Quelle: Jahresbericht 2023.

Fazit:

Duolingo macht Fremdsprachenlernen durch Gamification unterhaltsam und für jedermann zugänglich.  

Während bei anderen bekannten Sprachlernplattformen wie Rosetta Stone selbst für die Grundfunktionen bezahlt werden muss, kann man bei Duolingo in der kostenlosen Version bereits gute Fortschritte erzielen.

Und das Freemium-Geschäftsmodell geht gut auf: 2023 setzt Duolingo damit über 531 Millionen Dollar um. 

Fun Fact: Auf Duolingo kann man sogar den Partner fürs Leben finden.